Am 17. Juni waren die Naturfreunde Salzburg unterwegs in den Chiemgauer Alpen. Das Ziel war „der König der Chiemgauer Alpen“ – der Geigelstein, er wird auch „Blumenberg“ genannt – zurecht, wie wir bei unserer Wanderung feststellten.
Tourenplanung
Das Wetter war an diesem Samstagmorgen ideal – und bereits die ganze Woche habe ich, als Wanderführer, das Wetter unter Beobachtung gehabt. Neben einer langfristigen Tourenplanung, die idealerweise mit einer Solobegehung der Wanderroute beginnt, gehört auch vor der Tour die Wetterbeobachtung zur professionellen Tourenplanung. Dafür sind wir Wanderführer der Naturfreunde da, um den Mitgliedern all das abzunehmen und sie sicher und mit möglichst vielen Erlebnissen auf einer Tour zu begleiten.
Die Tour rund um den Geigelstein war als sportliche Wanderung mit ca. 1300 Höhenmetern und über 16 km Gehstrecke ausgeschrieben. Eine solche Wanderung setzt schon ein gewisses Maß an aktuellen Bergkilometern in den Beinen und damit eine gewisse Ausdauer voraus. Aber auch dafür sind wir Wanderführer da und beraten alle möglichen Wanderfreunde, ob die Tour für ihre momentane körperliche Situation geeignet ist. Natürlich stellen wir uns auch immer auf den – an diesem Tag – eher schwächeren Bergkameraden ein. Wandern mit einer Gruppe im alpinen Gelände ist immer eine konservative Form der Bewegung bei dem das gemeinsame Naturerlebnis und das Kennenlernen von neuen Leuten im Vordergrund steht.
An diesem Samstag folgen der Ausschreibung zur sportlichen Tour nur ein sehr exklusiver Kreis, womöglich war das Wetter auch zu schön und die Verlockung eines Tags am See war zu groß.
Unsere Tour startet um 7.30 in Salzburg und wir fuhren in einer Fahrgemeinschaft – wir legen bei den Naturfreunden großen Wert auf eine möglichst ökologische Annäherung an die Tour – Richtung Schleching im bayerischen Achental – dem Start unserer Tour.
Vor dem Beginn der Tour gab es noch ein kleines Briefing, bei dem wir einerseits nochmals die Ausrüstung gegenseitig checken. Ganz wichtig dabei ist mir immer, dass alle Teilnehmer:innen das richtige Schuhwerk anhaben (für diese Tour ein fester Bergschuh in der Kategorie A/B nach Meindl), ausreichend Flüssigkeit und Wechsel- bzw. Regenkleidung. Natürlich machen wir die Teilnehmer:innen darüber schon im Vorfeld aufmerksam.
Weiters versorgen wir die Teilnehmer:innen mit allen relevanten Informationen, über den Ablauf der Tour und eventuelle Herausforderungen. Bei dieser Tour ist das definitiv der Anstieg kurz vor dem Gipfel, der relativ steil, in der Sonne und über Geröll und Fels führt. Aber hier sind wir Wanderführer dann immer bei den Kamerad:innen, die unsere Hilfe benötigen – dafür entwickelt man einen Blick.
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen dieses schönen Junitages starten wir dann die Umrundung des Geigelstein im gleichnamigen Naturschutzgebiet, mit dem Aufstieg Richtung Haidenholzalm. Die ersten eineinhalb Stunden führen uns meditativ über eine Forstraße nach oben. Einmal öffnet sich der Blick auf die von Schlechinger Seite unglaublich imposante Shiloutte des Geigelsteins, der im warmen Morgenlicht liegt und der Blick lässt die Vorfreude auf diesen exponierten Gipfel steigen. Immer wieder öffnet sich der Wald auch Richtung des Chiemgauer Achental.
Vogelgezwitscher begleitet uns, die Mitwanderer tauschen sich über Heilpflanzen, Blumen und die letzten Bergtouren aus und so vergeht die Zeit auf dem Forstweg bis zur Alm schnell. Wir wissen, dass wir heute noch eine weite Strecke vor uns haben, daher tut der langsame Beginn gut.
Bergwandern ist sehr meditativ, vor allem, wenn man sich auf eine gleichmässiges Tempo einlässt, die Wegstrecke ein einfaches Gehen zulässt und man dann die Sinne für die überwältigende Vielfalt der Natur öffnet. Die Farben der Pflanzen, Bäume, Blumen oder das Rauschen der Blätter, der Schrei der ersten Bergdohlen, der Geruch der Bergkräuter.
Auf der Haidenholzalm habe ich die erste Geschichte für meine Bergkamerad:innen bereit, und zwar die Geschichte über das sogenannte „Russenkreuz“ – leider nur exklusiv für alle, die dabei waren.
Nach der Alm steigen wir über einen schönen Steig im Wald höher, der Bach rauscht neben uns und wir nähern uns dem ersten Zwischenziel: dem Weitlahnerkopf, einem kleinen, bescheiden Gipfel, der aber unglaubliche Blicke ins Achental, zur Kampenwand und weit hinein ins Chiemgau zulässt. Die letzten Meter zum ersten Gipfelkreuz gehen wir über eine steile Almwiese und am Gipfel genießen wir die Ruhe und den Weitblick.
Bald geht es aber weiter zu unserem Hauptziel – dem Geigelstein. Unser Weg führt uns dabei entlang des Kammes auf die Rossalm und weiter Richtung Geigelstein über schöne Almwiesen mit herrlichen Ausblicken ins Tiroler Inntal.
Und hier macht der Blumenberg seinem Namen alle Ehre – riesige Blumenfelder, kleine, große, starke, leuchtende Blumen säumen den Weg. Die letzten einhundert Höhenmeter zum Gipfel vordern noch einmal Konzentration und einige Reserven, da sich der Steig steil, zwischen Latschenfeldern, nach oben windet.
Die Anstrengung lohnt sich. Der Gipfel des Geigelstein, mit seinen 1.808 Höhenmetern, eröffnet einen faszinierenden Rundumblick. Im Süden steht vor uns das Kaisergebirge, links davon die Loferer Steinberge dahinter blitzen die Hohen Tauern hervor. Richtung Westen blicken wir nach Kufstein und verfolgen den Inn Richtung Innsbruck. Richtung Norden blicken wir über die Ausläufer der Chiemgauer Alpen ins flache Chiemgau mit dem Chiemsee. Selbstverständlich versorgen wir die Teilnehmer:innen auch hier mit den uns bekannten Informationen. Und ja, es gab noch eine zweite schöne Geschichte, über eine 90-jährige Sennerin, aber auch die war nur für die Teilnehmer:innen reserviert.
Den Abstieg beginnen wir über die Südflanke des Geigelstein in eine Scharte hinab. Auch hier sind die ersten hundert bis hundertfünfzig Höhenmeter durchaus anspruchsvoll. Und hier zeigen wir den Teilnehmer:innen wieder einmal die richtige Gehtechnik für das Bergab-Gehen.
Direkt an der Scharte zweigt ein Steig Richtung Wuhrsteinalm ab und ab hier ist der Weg wesentlich einfacher und führt uns über weitläufige Almen auf einem gut befestigten Almweg zurück Richtung Ettenhausen. Die letzte Stunde wandern wir auf einer Forststraße durch den Wald abwärts zum Parkplatz Geigelsteinlift und genießen nun die reine Waldluft und freuen uns über den Schatten, den uns die Bäume spenden. Wir nennen das nun „Waldbaden“ und genießen das Eintauchen in die frische, herrliche Waldluft genauso wie den Sprung in einen Badesee.
Eine sehr lange, aber technisch nicht wirklich anspruchsvolle Tour, mit knapp sechs Stunden Gehzeit liegt hinter uns und wir sind uns einig – da haben heute viele etwas versäumt. BERG FREI!
Ach ja: Eingekehrt sind wir natürlich auch noch – in einen urigen bayrischen Biergarten mit Kastanienbäumen und einer wirklich ausgezeichneten Heidelbeer-Roulade. Auch das gehört zur Naturfreunde Gemeinschaft.