In unserer nordalpinen Wahrnehmung finden die südlichen Dolomiten wenig Beachtung, liegen sie doch etwas versteckt „hinter“ den uns bekannten Südtiroler Dolomiten. Im tief eingeschnittenen Cordevole-Tal liegen Ort und See Alleghe auf ca. 1000 m, überragt um mehr als 2000 Höhenmeter von der ungeheuren Felsmasse der Civetta. Direkt am traumhaft schönen See liegt unser 4-Sterne „Sporthotel Europa“. Für unsere Wanderungen und Bergtouren bieten die sanften, nun herbstlich gefärbten Almregionen rund um die Bergriesen beste Voraussetzungen, immer in Sichtweite der gewaltigen Felsenburgen der Civetta und des Monte Pelmo. Die Herbstbergwoche fand von 19. bis 24. September 2021 statt.
Sonntag: Anreise und See-Runde
Wir treffen uns am Sonntag um 7:00 früh in der Nähe des Hbf Salzburg und erwarten den Reisebus der bewährten Firma Scharinger mit Busfahrer Steffen. Am Weg steigen bis in den Lungau noch weitere Teilnehmer:innen ein.
(Erst Freitag zuvor hatte ich erfahren, dass Pepo Helpferer erkrankt ist und als Tourenführer ausfällt. Zum Glück ist Rosemarie Molander mit dabei und wird in den kommenden Tagen als Tourenführerin einspringen.)
Für die Fahrt ist schlechtes Wetter angesagt, doch bis nach Sillian klart der Himmel auf und wir können die Mittagspause bei herrlichem Sonnenschein genießen. Ab Toblach ziehen aber immer mehr dunkle Wolken auf und während der Auffahrt zum Falzarego-Pass schüttet es in Strömen. Oben am Pass setzt der Regen aus und wir debattieren kurz, ob wir die bei der Hinfahrt geplante Wanderung in die pittoreske Bergwelt des Averau machen sollen. Dank Handy-Apps erfahren wir, dass starke Regenfälle zu erwarten sind.
Bei Sauwetter meistert Busfahrer Steffen die vielen engen Kehren hinunter nach Alleghe, wo sich die Zufahrt zum Hotel und der Check-In etwas turbulent gestalten. Um 16:00 treffen wir uns und einige wagen bei teilweise heftigem Regen noch eine etwa 2-stündige Runde um den Alleghe-See.
Um 19:00 Uhr ist das dreigängige und sehr gute Abendessen angesagt. Für den nächsten Tag – wie auch an den folgenden Tagen – ist ab 7:30 das Frühstücksbuffet angerichtet.
Montag: Museum und Bergwanderung
In Erwartung des noch angesagten Regens am Vormittag haben wir eine Zusage der Museumsbetreuerin für den Besuch des Museum Vittorino Cazzetta in Selva di Cadore erhalten. Anstelle der Wolken erwartet uns am Montagmorgen ein fast makellos blauer Himmel, umso schöner ist schon die Fahrt hinauf in die herrliche Berglandschaft des Val Zoldo.
Im Museum bestaunen wir eine perfekt gestaltete geologische Geschichte der Region (Entstehung der Alpen bis heute), in die als Höhepunkt das komplett erhaltene Skelett des „Mannes von Mondeval“, der vor 8000 Jahren (!) als Jäger und Sammler gelebt hat, eingebettet ist. Die instruktive Führung auf Italienisch und die Übersetzung durch Rosemarie laufen wir ein Zeitrafferfilm ab. Dem Namensgeber des Museums ist das Auffingen des Skeletts zu danken.
Den großteils sonnigen Nachmittag nutzen wir für Wanderungen:
Die Wandergruppe (BW) erwandert die „Via …“ in ein Tal hoch und schließt noch eine Runde oberhalb von Colle Santa Lucia an. Wunderbare Wege und Steige im steilen Mischwald, Bergwiesen und alte Siedlungen.
Die Bergsteiger (BS) steigen auf den Monte Pore (…m), ca. 1000 Höhenmeter.
Am Abend wird der Ort Alleghe erstmals erkundet und schnell die „notwendige“ Infrastruktur: Geschäft, Cafe und Weinlokal gefunden… Wir fühlen uns wohl!
Dienstag: Ein herrlicher Bergwandertag
Die Gunst des Wetters nutzen wir gleich, um einen Höhepunkt, die Wanderungen an der Civetta anzugehen. Die Bergbahnen (wie auch die meisten Berghütten) sind allerdings seit gestern geschlossen. Wir brauchen daher eine andere Strategie…
Der Bus bringt uns an die Ostseite des Civetta-Massivs, wo wir etwas unterhalb des Passo Staulanza schon auf etwa 1700 m zu unseren Wanderungen starten können.
Wir starten gemeinsam und haben bis zum Lago Coldai hinauf auch den gleichen Weg. Bald schon bilden sich eine langsamere (BW) und eine schnellere (BS) Gruppe. Ein Forstweg führt uns in die Almregion und ein Steig hinauf auf etwa 1900 m, wo wir eine Almwiese queren. Dann folgt ein steilerer Anstieg hinauf zu Rifugio Coldai, und See Coldai auf 2250 m, das aber gerade dichten Wolken eingehüllt wird, die sich an der Ostseite der Civetta aufstauen. Hier werden gerade Renovierungsarbeiten durchgeführt und zu unserer Freude ist die Hütte auch geöffnet. Wir ziehen aber gleich weiter über eine kleine Scharte, wo uns auf der Ostseite der Lago Coldai bei herrlichem Sonnenschein erwartet – ein Paradies! Die Handys und Fotoapparate laufen heiß.
Die BS gehen noch weiter Richtung Rifugio Tissi. Nach schönen Felspassagen können wir den Weiterweg in Geröllhalden und im Schatten der Civetta-Wände einsehen und entschließen uns, lieber die sonnige Seite um den Lago zu genießen. Nun sind auch die Bergwanderer angekommen und begeistert (Gratulation!). Auch die Coldai-Hütte liegt nun in der Sonne und lädt zu einem ausgiebigen Aufenthalt ein.
Zufrieden machen wir uns an den Abstieg, immer die gewaltige Felsmasse des Monte Pelmo vor uns. Ein herrlicher Bergwandertag mit der Einsicht in die gewaltigen Wände der Civetta.
Mittwoch: Wanderungen zu Bergdörfern in Alleghe
Heute bleiben wir eine Etage tiefer und starten gemeinsam direkt von Alleghe aus. Unser erstes Ziel ist das Bergdorf Bramezza, fast 500 Hm oberhalb des Tales auf einer gerodeten Fläche innerhalb des sonst sehr steilen Waldgebietes liegend. Bald queren wir eine steil angelegte Siedlung und steigen weiter steil hinauf auf einem nahezu zugewachsenen Steig (der mit Steinen fest verlegte Untergrund lässt vermuten, dass dieser Anstieg früher viel genutzt wurde) bis wir auf einen neu angelegten Forstweg treffen.
Bramezza liegt nahezu völlig verlassen auf einer Bergschulter, die meisten alten Häuser und Stadel dem Verfall preisgegeben. Alle schwirren zum Fotografieren aus. Die Aussicht gewährt einen grandiosen Blick von Alleghe bis zur überragenden Civetta. Hier teilen wir uns in zwei Gruppen:
BW: Die Bergwanderer queren einen schluchtartigen Bereich, in dem Forstarbeiten durchgeführt werden, und gelangen zu einem weiteren Bergdorf … von dort Abstieg und Rückweg nach Alleghe.
Die Bergsteiger steigen mühsam durch dichten Wald zur Abbruchkante des immensen Bergsturzes im Jänner 1771 auf ca. 1850 m auf, der damals ein ganzes Dorf mitgerissen und zum Aufstau des Sees von Alleghe geführt hatte. Es geht weiter aufwärts zu einem hoch gelegenen Almgebiet auf fast 2000 m unterhalb des Sasso Bianco. Bei einer Weggabelung entscheiden sich die Ambitionierten doch gegen einen weiteren Aufstieg auf einen Vorgipfel, daher bleibt uns Zeit, die Runde zu erweitern. Nach einer gemütlichen Pause (Traumaussicht nach Süden und zur Civetta) queren wir weiter in steilem Almgelände nach Westen und steigen dann sehr steil nach Süden ab. Der folgende Forstweg durch den von Unwettern und Trockenheit verwüsteten Waldgürtel ist mit einer rauhen, dünnen Betonschicht gesichert und sehr mühsam zu gehen. Wir erreichen das Bergdorf …. und steigen dann auf einem wilden, großteils zerstörten Pfad zu einer Straße ab, die uns nach Pecol bringt. Von dort queren wir den Steilhang hinunter ins Cordevoletal. Der Abstieg über 1300 Hm hat uns müde gemacht, wir „bestellen“ unseren Bus und lassen uns die letzten Km nach Alleghe chauffieren. Heute war es bedeckt aber regenfrei.
Donnerstag: Traumtag und Traumaussicht
Ein strahlend schöner Tag kündigt sich an. Unser Busfahrer bringt uns hinauf auf den Passo Pellegrino (1900 m), mit einem weitläufigen Almgebiet, das zweigeteilt ist: Einerseits ein großes Skigebiet auf beiden Seiten, andererseits ursprüngliche Hochtäler, überragt von wilden Bergketten und -gipfeln.
Die Bergwanderer wählen einen leicht ansteigenden Panoramaweg par excellence zum Rifugio Fuciade und weiter hinauf zur Forca Rossa auf fast 2500 m. Die Bergsteiger queren zuerst ein offenes Alm- und Lärchenwaldgebiet hinüber zum Valfredda und steigen dieses hinauf. Der Abstecher auf den unscheinbaren Piz de la Palazza (22.. m) erweist sich als Traum-Aussichtberg mit einem 360 Grad Panorama. Verweilen und Genießen ist angesagt.
Wir steigen wieder ab und queren hinein in ein weites Kar. Eigentlich wollten wir auch hinauf zur Forca Rossa, aber der Schlendrian hat Zeit gekostet und zudem kommen die Bergwanderer gerade von dort herunter. Gemeinsam queren wir hinüber zum Rifugio Fuciade, wo wir ausgiebig Pause machen: wunderbare (gut besuchte) Hütte, eher Berggasthof in einer Traumlandschaft.
Am Vorabend schon hatten wir über die mögliche Begehung des gesicherten Steiges „Pepi Zac“ debattiert, der auf 2500 bis 2800 m einer zerklüfteten Kammlinie folgt und nahezu durchgehend mit Stellungsbauten aus dem 1.Weltkrieg ausgebaut ist. 15 Frauen unter Leitung von Susi und Monika nehmen den Klettersteig in Angriff, müssen aber bald wegen einer Sperre enttäuscht umdrehen. Sie gehen dann noch ein Stück am Grat in Gegenrichtung und kehren dann im Rif. Sette Selle ein. Hier versammeln wir uns um 16:30 wieder alle und lassen uns von Steffen mit dem Bus zurück ins Hotel bringen. Ein herrlicher Tag am Berg zum Abschluss.
Freitag: Heimfahrt
Heimfahrt bei Traumwetter ist angesagt. Wir fahren diesmal über den Passo Giau (2200 m) zurück und nutzen einen Aufenthalt von 2 Stunden für kurze Wanderungen in dieser herrlichen Berglandschaft.
Nachdem der Braugasthof bei Lienz mittags früh zumacht, fahren wir auf Vorschlag von Busfahrer Steffen von Cortina über den Tre Croci-Pass hinüber zum Lago Misurina. Nach der Mittagspause, in der wir zufällig wieder zwei Gruppen bilden: eine erwischt auf Drängen des Besitzers eine Schnellimbiss-Pizza, die andere speist in einer guten Pizzeria (allerdings mit Personalmangel, was die Dauer verlängert). Danach geht es zügig mit kleinen Stopps zurück nach Salzburg, wo wir gegen 19:00 Uhr eintreffen.
32 Teilnehmer:innen (nur vier Männer!?)
Reiseleitung und Tourenführung: Martin Hebertshuber und Rosemarie Molander (herzlichen Dank für’s Einspringen!)
Busfahrer der Firma Scharinger: Steffen