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Alpinblindflug: Die Welt unter der Schneedecke

Ich hatte die wunderbare Möglichkeit, an der Ausbildung zum Übungsleiter Tourenski teilzunehmen (über die Naturfreunde-Akademie gibt es viele Ausbildungsmöglichkeiten). Es war erstaunlich, zu sehen, wie sicher ich mich zuvor im Gelände gefühlt hatte, obwohl es eher einem Blindflug glich als allem anderen.

Versteht mich nicht falsch, Spitzkehren waren mir nie fremd, und ich würde behaupten, ein erfahrener Skifahrer zu sein. Meine Technik habe ich über viele Touren verfeinert. Doch leider hat der Dunning-Kruger-Effekt bei mir seine Wirkung hinterlassen. Dieser Begriff beschreibt, wie Menschen mit begrenztem Wissen, vergleichbar mit der Spitze eines Wissens-Eisbergs, sich aufgrund des Fehlens des restlichen Wissens sicherer fühlen als Menschen, denen der gesamte Wissens-Eisberg ein Begriff ist. Obwohl ich über Lawinen informiert wurde und den Dreier im Lawinenbericht verstand, wie viele andere auch, habe ich erst in diesem gut gestalteten und top organisierten Kurs verstanden, warum die meisten Lawinen-Unfälle bei einem ausgeschriebenen Zweier passieren, warum bestimmte Informationen dort stehen und wie diese durch weiteres Zusammentragen von Daten und Informationen verstanden und interpretiert werden können.

Jetzt, mit einem etwas umfassenderen Wissen, kann ich stolz behaupten, dass mein bisheriges Verständnis ein Blindflug war. Glücklicherweise konnte ich mich immer erfahrenen Personen anvertrauen.

Der Kurs ging tief, wortwörtlich in die Tiefe des Schnees, der Verantwortung und des Rechts. Es geht um Werkzeuge, die vermittelt werden, um am Ende ein Meisterwerk zu schaffen. Wie unser Ausbilder Martin so schön sagte: „Jetzt spuren wir eine vernünftige Linie.“ Das sogenannte „Schmieren“ ist ein Ausdruck dafür, wie energiesparend und schön eine Spur beim Skitourengehen gesetzt werden kann. Dieser Begriff ließ mich die ganze Woche nicht mehr los. Es sind oft einfache Details, die am Ende logisch erscheinen, aber erst durch einen gutgemeinten Tipp ihre Existenz im Bewusstsein erlangen. Sei es der sogenannte „Dreitakter“, einfache Tools, um einzuschätzen wie steil der aktuelle Hang ist oder einfache Planungsmaßnahmen um erst gar nicht in gefährliche Gebiete zu gehen. Ich könnte hier endlos weitere Inhalte des Kurses auflisten, jedoch ohne Zweck. Ein Verständnis des Gesamten erlangt man erst mit der Teilnahme und diese empfehle ich wirklich einem/einer Jeden/Jeder, egal ob Fortgeschritten oder nicht.

Eine Woche lang drehte sich alles um Tipps, Tricks und Theorie, präsentiert von Menschen, die wirklich wissen, wovon sie sprechen. Nach dem Frühstück folgte meist ein theoretischer Teil im Seminarraum, bei dem mithilfe von Powerpoint-Folien und dem „W3 Feldbuch“ interessante Inhalte vermittelt wurden. Um sofort einen Nutzen aus diesen theoretischen Inhalten zu ziehen, wurden die Kenntnisse am Berg vertieft und unter verschiedenen Bedingungen eingeübt. Nach einem anstrengenden Tag gab es fantastische kulinarische Leckerbissen im Hotel und eine Sauna, um ideal den Reflexionsprozess anzukurbeln. Der Gang zur Bar war ebenfalls äußerst lohnend, mit gutem Wein und erstklassigem Bier.

Abschließend möchte ich mich bedanken für die vielen großartigen Menschen, die ich kennenlernen durfte, und für diese wunderbare Erfahrung, bei der ich so viele interessante Themen praxisnah erlernen konnte, um meine Fähigkeiten als Tourenführer zu verbessern.

In dem Sinne – Berg frei!

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